Eine Verlängerung der U6 von Garching-Forschungszentrum zur S1 nach Eching oder Neufahrn ist bereits seit längerem im Fokus der MVV GmbH sowie des Landkreises Freising und der Gemeinden Eching und Neufahrn. Verkehrliche Hintergründe sind zum einen die bessere Verknüpfung von Universitätseinrichtungen in Freising und Garching, die Anbindung der Allianz-Arena aus Richtung Norden, aber auch eine direktere Verbindung des Landkreises Freising in den Münchner Norden. Als Lösung für eine schnellere Flughafenanbindung steht diese Netzverknüpfung allerdings nicht zur Diskussion, was auch die ersten Ergebnisse des Gutachtens zur Flughafenanbindung des Freistaates Bayern bestätigten.
Bauliche Machbarkeit
Zur Klärung, ob eine Verlängerung der U6 generell baulich realisierbar wäre und um die Kosten dieser Maßnahme grob abzuschätzen, hat die MVV GmbH unter Einbindung der Landeshauptstadt München (Baureferat), der betroffenen Gemeinden Neufahrn und Eching sowie des Landkreises Freising eine bauliche Machbarkeitsstudie erstellen lassen.
Ergebnis der Prüfung von insgesamt zehn unterschiedlichen Trassenvarianten war, dass aus baulicher Sicht grundsätzlich sowohl der S-Bahnhaltepunkt Eching als auch Neufahrn durch die U 6 angebunden werden könnte. Auch die Möglichkeit eines Zwischenhalts auf Höhe von Dietersheim wurde einbezogen.
Klar wurde in dieser Untersuchungsphase bereits, dass die Maßnahme sowohl im regionalen Kontext als auch immer im Zusammenhang mit der langfristigen Entwicklung von Siedlung und Gewerbe in den betroffenen Gemeinden gesehen werden muss. Unter dem Kostenaspekt wurde eine Anbindung von Neufahrn leicht präferiert.
Nachfrageuntersuchung abgeschlossen
Mit der Größenordnung möglicher Kosten und aktuellen Daten zu den Entwicklungen in den Gemeinden und an der TU in Garching wurde gemeinsam durch den Landkreis Freising, die Gemeinden Neufahrn und Eching und die MVV GmbH nunmehr eine Verkehrswertuntersuchung angestellt, die die Fahrgastnachfrage und Kosten ins Verhältnis setzt.
Die Ergebnisse der Nutzen-Kosten-Untersuchung sind ambivalent:
So ergeben sich zwischen Garching-Forschungszentrum und Neufahrn ansehnliche Fahrgastströme in Höhe von bis zu 3.500 Fahrgästen pro Werktag und Richtung (Prognosehorizont 2020). Etwa 1.000 Autofahrer lassen demnach ihr Auto stehen und nutzen stattdessen die U-Bahn.
Allerdings stehen dem Nutzen hohe Baukosten sowie Betriebs- und Unterhaltskosten für die mit rund 7 km sehr lange Strecke gegenüber. Diese Kosten könnten nur im geringen Umfang durch Einsparungen im bestehenden Busangebot oder im Bereich des motorisierten Individualverkehrs verringert werden. Die Energiekostenbilanz wäre bei einer Verlängerung der U-Bahn negativ, ein positiver Nutzen für die Umwelt hinsichtlich der Abgasemissionen kann nicht erzielt werden. Bei einem volkswirtschaftlichem Vergleich des Gesamtnutzens einer U-Bahnverlängerung könnte ein positiver Wert von 470.000 € im Jahr erreicht werden. Demgegenüber stünden jedoch Kapitalkosten für die ortsfeste Infrastruktur der U-Bahn in Höhe von rd. 4,7 Mio. € im Jahr. Der ermittelte Kosten-Nutzen-Faktor liegt damit insgesamt bei lediglich 0,1 und reicht bei weitem nicht an ein positives Ergebnis von mindestens 1,0 heran, das für eine staatliche Förderung der Maßnahme erforderlich wäre.
Optimiertes Schnellbusangebot als Lösung?
Auch wenn dieses Ergebnis einen wirtschaftlichen Betrieb mit einer U-Bahn nicht ermöglicht, so liegt die prognostizierte Fahrgastzahl durchaus in einer ansehnlichen Größenordnung, die berechtigt, über eine alternative Bedienung mit einem gegenüber dem heutigen Busangebot deutlich attraktiveren ÖPNV nachzudenken.
Daher haben sich der Landkreis Freising, die Gemeinden Neufahrn und Eching und die MVV GmbH darauf verständigt, alternativ für diese Relation die Einsatzmöglichkeit von schnellen, bevorrechtigten Bussen (sog. Bus Rapid Transit) zu prüfen.
Dabei sollen auch die Möglichkeiten betrachtet werden, den Bus – zumindest teilweise – auf eigenen Trassen zu führen. Voraussetzung dafür ist die Verbesserung der Straßeninfrastruktur. Der Mangel des Umsteigezwangs in Garching-Forschungszentrum bei dieser Alternative trifft im Übrigen – so die Ergebnisse der Verkehrswertstudie – für viele Fahrgäste nicht zu, da eine Vielzahl der nachgefragten Relationen aus Richtung Norden in Garching-Forschungszentrum endet.
Dieses Angebot könnte nicht nur deutlich kostengünstiger betrieben, sondern auch zeitlich schneller dem Fahrgast bereitgestellt werden. Erste Detailbetrachtungen dazu sollen in Kürze gestartet werden.